Vorbereitung

Die Vorbereitung auf einen Wettkampf fängt schon zu Hause an. Als Wettkampfpilot muss man auch die ganz normalen Sachen vorbereiten, wie jeder andere Flieger auch. Papiere, Geld, Ausrüstung noch mal checken, hab ich auch alles dabei??? Da ich davon ausgehe, dass wir alle sehr sorgsame Piloten sind und wir komplett, richtig ausgerüstet sind, fange ich schon mit der Ankunft am Startplatz an.

Als aller Erstes legt man seinen Schirm aus, sortiert seine Leinen und hängt das Gutzeug ein. Nun kommt es darauf an, ob es ein Startgate gibt oder nicht. Sollten wir an einem bestimmten Platz starten müssen, dann sollten wir unseren Schirm jetzt raffen und an einen günstigen Platz  auf die Seite legen. Handelt es sich mal wieder um ein Race, dann ist von vornherein auf einen günstigen Startplatz zu achten. Wenn wir den Schirm ausgelegt haben, machen wir gleich ein Foto von der Startnummer, besser ist es zwei Fotos aus verschiedenen Winkeln zu machen, falls die Sonne auf dem Segel reflektiert und die Nummer unleserlich ist. Nun haben wir etwas Zeit um unser Kleinkruscht (schwäbisch für "Kleinkram", Anm.d.Red.) zu erledigen. Wenn so ein wildgewordener Mensch "Briefing" schreit, schnappen wir uns den Fotoapparat, unser GPS, ein Blatt Papier, etwas zum Schreiben und unsere Landkarte. Im Normalfall wird der Pilot nun von der Aufgabe in Kenntnis gesetzt. Es folgen wichtige Informationen wie Startzeit, Drehrichtung, wann das Ziel geschlossen wird, wann die letzte Landung ist, Notfall Tel., die Aufgabe an sich, Wetter und eine Erklärung der Bojen. Das sind eine ganze Menge Informationen in sehr kurzer Zeit. Wenn man nicht eine ausgesprochene Routine drinnen hat, bekommt man diese Infos kaum richtig auf die Reihe. Darum ist es empfehlenswert diese ganzen Infos einfach mit zu schreiben. Damit man sich leichter tut, haben manche Piloten ein kleines individuelles Taskboard mit den Abmessungen 14 cm x 9,5 cm vorbereitet, welches sich bequem in den Kartenhalter mit hineinstecken lässt. Man kann dieses Minitaskboard auch in der Mitte falten und so in den Kartenhalter hineinschieben, dass man nur die rechte Seite sieht. Alle Daten, die man während des Fluges braucht, stehen auf der rechten Seite.
Bilder Taskboard, Minitaskboard, Kartenhalter.

Besonders wichtig sind die Beschreibungen der Wendepunkte. Man darf sich niemals auf sein GPS verlassen. Eine gute Beschreibung um die Wende zu finden ist das Wichtigste beim Wettkampf- und Streckenfliegen. Was nützt einem die schönste Strecke, wenn ich diese scheiss, verdammte Wende nicht finden kann. Man sollte sich diese Wendepunkte sehr genau erklären lassen. Sollte es heissen "Die Wende ist die Almhütte XY, das ist eine markante Hütte auf dem Bergrücken des Berges YZ!!!",  dann haut demjenigen, der das gesagt hat, bitte eine in die Schnauze. Insbesondere wenn dann auch noch der Satz folgt "Das findet ihr schon, das ist wirklich markant." Lassen wir dieses nichts aussagenden Worte wie "markant" oder "auffällig" weg, dann hätten 70% derjenigen, die einem eine Wende beschreiben sollten, echte Schwierigkeiten. Mal ein Beispiel: Das Anna Schutzhaus ist eine markante Alm kurz vor Lienz. Oder: Das Anna Schutzhaus ist eine bewirtschaftete Alm mit einem grauen Dach. Gelegentlich stehen Sitzganituren vor dieser Alm. Die Alm ist vom einem gut sichtbaren Zaun umgeben der aus der Luft die Form eins Pfeils hat, dieser Pfeil zeigt in Richtung Lienz (nach Westen). Ca. 150m NW ist ein kleiner See, der in etwa gleich gross ist wie das Anna Schutzhaus.

Sollte man niemanden finden, der einem diesen Wende gut erklären kann, dann müssen wir diesen Wendepunkt aus der Karte heraus suchen. Man versucht sich besondere Merkmale der Umgebung einzuprägen. Sehr gute Punkte, die in der Karte eingezeichnet sind, und die man aus der Luft zuordnen kann sind: Flussläufe, Brücken an diesen Flussläufen, Seen,  Talstationen und Bergstationen von Bergbahnen, Kirchen mit Friedhöfen, Sportplätze, Tennisanlagen, besondere Strassenverläufe wie scharfe Kurven, Eisenbahnschienen und event. Bahnhöfe und Bahnübergänge. Auch hier mal ein Beispiele: Die Kirche Irschen im Drautal. In Irschen sind auf einer guten Karte eben schon mal 6 Kirchen vermerkt!!! Die Kirche Irschen ist die grösste Kirche von allen und es ist die Kirche, die am nächsten zum Berg liegt. Sie befindet sich genau am oberen Scheitelpunkt der Hauptstrasse, welche eine sehr ausgeprägte Kurve genau an dieser Stelle der Ortschaft macht. Natürlich ist die Kirche Irschen auch eine sehr markante Kirche, aber die anderen 5 Kirchen sind nicht weniger markant. Je nach Konfession halt. (Grumpf, brummel)

Wenn man die Möglichkeit hat, sich die Wende auf einem Foto anzuschauen, dann macht man das natürlich auch. Man versucht, sich einige wesentliche Dinge auf dem Foto einzuprägen, die man aus der Luft dann auch tatsächlich zuordnen und wiedererkennen kann.

Hat man das Thema Wenden gefressen, dann gibt man noch schnell die Route in sein GPS ein, macht das Taskboard-Foto und diskutiert noch mal mit einigen Kollegen, wie die diese Aufgabe angehen werden. Ist man dann endlich vollends verunsichert, geht man zu seinem Fluggerät und macht sich startfertig. Wirklich wichtig ist es für den Piloten und seine Psyche, dass er sich sicher ist, die Wenden alleine zu finden. Die anderen Piloten, die diese Wende dann auch fotografieren, dienen nur noch zur Bestätigung. Allzuoft sieht man einen verwirrten Piloten bolz gerade an einer Wende vorbeischiessen. Soetwas darf nicht zu Unsicherheiten führen. Wenn wir uns nicht sicher sind, ob wir auch an der richtigen Wende sind, dann zögern wir, wir fliegen dumm in der Gegend rum. Das kostet Zeit. Zeit haben wir keine, also muss sich der Pilot mit seiner Wende sehr sicher sein.