Fliegen in Fiesch

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Dieser Artikel ist nur eine Kopie von dieser Seite, denn solche "Perlen" haben leider oft eine
Tendenz aus irgendwelchen Gründen zu verschwinden, und um diese wäre es echt schade:
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Geschichten und Gerüchte über das Fluggebiet Fiesch gibt's zuhauf. Im folgenden Ausschnitt aus einem Artikel, den er vor ein paar Jahren schrieb, gibt Martin Scheel, der Meet Director des Gleitschirm Weltcups 2006 Fiesch, Einblick in seine Flugerfahrungen im Wallis, einem Gebiet, das man auch als „das Owens Valley der Alpen“ kennt.

Inhalt

Spezielle Winde

Grimselschlange

Eine Schlage am Grimsel? In meinen ersten Flugjahren hatte ich wohl davon gehört, aber keine Ahnung, was damit gemeint war. Erst als ich während dem Bergsteigen am Furkapass die Nebelschlange immer wieder sah wurde mir klar, was da vor sich geht: Das warme Goms saugt die feuchtkalte Luft aus dem Haslital ins Wallis. Ein Talwind also, der über den Pass schwappt. Nebenbei bemerkt: Den gleichen Effekt können wir überall beobachten: Am Maloja, am Gotthard, Weltweit. Nur dass dort weniger geflogen wird.

GrimselSnake.JPG

An windstillen Tagen im Juli/August erreicht der Grimseler Münster um 14 Uhr, Niederwald gegen Abend, Fiesch bleibt verschont. Bei kleinster Nord- oder Ostwindtendenz (Gradient von 2-3 hp, Bise im Mittelland), ist er aber schon ab Mittag in Münster, um 16 Uhr in Fiesch. Ist der Druck aus Norden noch grösser, kann es sein, dass es schon um 14 Uhr oder früher mit gewaltiger Stärke nach Fiesch herunterfällt ! eine Landung in Lax, oder noch besser in Naters oder Baltschieder ist angesagt (der Grimseler erreicht Baltschieder sozusagen nie. Allerdings sind dort häufig unerwartet starke Talwinde aus Westen anzutreffen, die der gute Landeplatz jedoch verzeiht).

Süd und Südwestwind hält dem Grimseler eine Kraft entgegen: Er ist dann schwächer, allenfalls kaum vorhanden. Wir Piloten nützen die Konvergenzen, um die Pässe zu überfliegen. Kaum ! Weil ganz ist er bei fliegbaren Bedingungen wirklich fast nie weg. Und selbst dann muss bei einem Absaufer am Furkapass (Landung in Gletsch) mit Ostwind vom Rhonegletscher her gerechnet werden.

Reservoir Fieschergletscher

Auf jedem Gletscher herrscht an Flugtagen Abwind, die Oberfläche ist zu kalt. Diese Abwinde drücken im Fall vom Fiescher-, aber auch vom Aletschgletscher an den Talwind, der in entgegengesetzter Richtung fliessen will. Sind wir hoch genug kommen wir in den Genuss herrlicher Ablöselinien und Konvergenzen, selbst im tiefsten Schatten ! Wehe aber, das Reservoir der Kaltluft entleert sich auf den Landeplatz ! Schlagartig dreht die Windrichtung um 180°, starke Turbulenzen entstehen in geringer Höhe. 10 Minuten später ist der Spuck allenfalls schon wieder verschwunden, Ruhe eingekehrt - bis zum nächsten Schub.
Auch bei diesen Verhältnissen ist eine Landung in Laax oder Naters am Sinnvollsten.

Wind und Wetterlagen

Bei Nordwind fliegt man in Fiesch nicht, bei Föhn auch nicht und bei Nordwest nur zwischen Münster und Brig ... Ja, Wind ist im Oberwallis ein wichtiges Thema ! Wer allerdings die Zusammenhänge erkennt, warum wo welche Luftströmung entstehen, kann auch in Fiesch ohne unnötiges Risiko schöne Flüge realisieren.

Jahreszeit

Vorneweg: Die Jahreszeit hat einen grossen Einfluss auf die stärke der Stömungen! Im Frühjahr liegt das ganze Goms und alle Hänge oberhalb 2000 Meter tief im Schnee. Die Thermikmenge (nicht zu verwechseln mit Stärke) ist deswegen wesentlich kleiner als im Sommer, die Talwinde im Mittelwallis schwächer. Müsste der Grimseler (siehe ”Grimselschlange”) also auch schwächer sein, könnte man meinen. Dem ist aber in der Realität nicht so. Wohl ist der eigentliche Effekt des, von der Thermik im warmen Wallis angesaugten Wind kleiner. Da er sich aber wegen dem vielen Schnee weiter ”unten” (südwestlich) abspielt, greift er viel schneller bis Fiesch durch. Ausserdem hällt ihn der schwache Talwind im Laufe des Nachmittages nicht zurück. Dasselbe gilt für die Abwinde auf Fiescher- und Aletschgletscher. Im Frühjahr ist also schon bei sehr schwachen Bisenlagen grösste Vorsicht geboten, wo bei wesentlich stärkerem Druckunterschied (Gradient) im August der Grimseler nur bis Münster vordringt.


 

Bise (Rot)

Ein schwerer, kalter Wind in den unteren Schichten. Wie erwähnt, unterstützt kleinste Bisentendenz den Grimseler, aber auch die Abwinde von Aletsch- und Fieschergletscher gewaltig. Im Frühjahr ist dieser Effekt noch ausgeprägter. Frühe Starts, kurze Strecke ins Goms. Am besten Landung in Naters oder sogar Baltschieder einplanen. Ist der Wind am Landeplatz Fiesch zu stark, ist eine Landung am Startplatz sicherer. Bei Bise kann in Gluringen im Goms sicher gelandet werden, da der Wind dort laminarer ist.

Weiter westlich fällt die Bise über den Lötschen und den Gemmipass, im Bereich Visp und Sierre ist aber immer Talwind, teilweise sogar sehr stark. Die Talwinde in den südlichen Walliser Tälern sind verstärkt. In Martigny stürmt es ! Das beste Fluggebiet bei Bise ist Verbier, wobei man auch dort im Kessel bleiben muss.

Nordwestlage (Blau)

Im Gegensatz zur Bise nehmen die Nordwestwinde mit der Höhe zu. Trotzdem ist das Flugebiet Fiesch im Bereich Visp/Gärsthorn bis Ulrichen im Goms recht gut geschützt. Westlich vom Gärsthorn entstehen sehr starke Turbulenzen, da der Nordwestwind durch den Lötschenpass kanalisiert wird, gegen die Flanken des Wannihorn und Wilerhornes prallt und sich über diese den Weg ins Wallis bahnt. An den Flanken des Gärsthorns kommt der Nordwest als starker Südwest daher. Der Talwind aus Westen wird verstärkt, der Grimseler meist auch.

Bei starkem Nordwest ist auch hinter dem Eggishorn grösste Vorsicht geboten!

Südwestlage (Grün)

Verstärkte Talwinde, reichen im Bereich Montana, Leuk, Visp bis 2500 m ! Keine Chance dagegen anzukommen. Aufpassen wegen Föhneffekt in den südlichen Walliser Tälern und am Simplon, sich nicht Rückwärts blasen lassen am Grimsel und bei Andermatt (vorhaltend fliegen). Aber sonst ist dies natürlich die Lage für den 125 km - Klassiker nach Chur.

Flugrouten

Furka

Normale Variante: Sich Zeit nehmen am Aargrat / Sidelhorn um Höhe aufzubauen. Flug (bei Südwest vorhaltend) zum Felsdreieck über Gletsch, wo dringend empfohlen wird genügend Höhe zu machen, bevor das kleine Furkahorn am Furka angeflogen wird. Achtung: Immer starker Gletscher (Ab-)wind vom Rhonegletscher ! Landung in Gletsch möglich, sich nie durch die Schlucht nach Oberwald spülen lassen.

Aus dem Goms zurück zum Eggishorn

 Auch bei totalem Schatten wird die Warmmluft des Talwindes vom Abwind des Fieschergletschers zum Steigen gezwungen. Die Schläuche stehen unterhalb des Eggishorn über Fieschertal, oder sogar noch weiter hinten. Dort wird viel Höhe gemacht, Achtung bei NW Wind, der zieht östlich ums Eggishorn herum.

Riederhorn

Querung nach Nessel / Brischeru besser vorne durch (am Riederhorn Höhe machen und Nessel gerade anfliegen). Bei Nessel steht meistens an der Ostflanke ein einigermassen ruhiger Schlauch (der Leeschlauch im Schatten). Kann aber auch turbulent sein.

Die Traversierung nach Rosswald ist herrlich: Da der Talwind durch die Verengung zu leichtem Steigen gezwungen ist, kann mit etwas Höhe gerade hinübergeglitten werden. Bei Rosswald nie !!! ins Lee sondern Luvseitig langsam überhöhen, bis der Anschluss gelingt.

Lötschental

Ab Brischeru wird’s mit jeder Rippe happiger, die Turbulenzen nehmen zu: Hoch fliegen, unten ist starker Talwind. Vor dem Lötschental muss viel Höhe gemacht werden, sonst gelingt der Anschluss über Jeizinen nicht. Im Sommer reicht der Talwind auf 2200m und mehr !

Saastal

Wichtig für die grossen Dreiecke. Bei Visp kann dynamisch hochgesoart werden, Termikanschluss bei den Antennen oft schwierig zu finden. Maximale Höhe machen am Ochsehorn, bevor ins Saastal geflogen wird (extremer Talwind, keine Landeplätze).

Rosswald, zurück nach Fiesch

Wie gesagt, nie ins Lee des Talwindes (Richtung Simplon) bei Rosswald ! Am Fülhorn genug Höhe aufbauen, am besten direkt über das Breithorn zurückfliegen nach Fiesch. Der Grimselwind am Abend muss umflogen werden.

Grosse Flüge

Zum Schluss noch ein paar Beispiele von Streckenflügen im Wallis